Zusammenfassung des FATF-Webinars zu komplexen Proliferationsfinanzierung und Sanktionsumgehungssystemen vom 29. Juli 2025

Das jüngste FATF-Webinar zu komplexer Proliferationsfinanzierung (PF) und Sanktionsumgehungssystemen bot einen detaillierten Überblick über die sich entwickelnden Herausforderungen und Strategien, die von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren verwendet werden, um internationale Sanktionen im Zusammenhang mit Programmen für Massenvernichtungswaffen (WMD) zu umgehen. Die Diskussion basierte auf einem umfassenden Bericht, der von einem Team von Experten aus 20 Regierungen und internationalen Organisationen entwickelt wurde und über 40 Fallstudien enthält, die die ausgefeilten Methoden aufzeigen, mit denen Proliferatoren Finanzkontrollen umgehen. Das Webinar zielte darauf ab, das Verständnis sowohl bei öffentlichen Behörden als auch bei Teilnehmern aus dem privaten Sektor über die aktuelle Bedrohungslandschaft und effektive Eindämmungsstrategien zu verbessern. Die Präsentation begann mit einem Überblick über die veränderte Umgebung seit dem letzten FATF-Bericht von 2008 und betonte die zunehmende Komplexität der Proliferationsnetzwerke. Insbesondere Nordkorea (DVRK) bleibt ein führender Bedrohungsakteur, der komplexe finanzielle Verbindungen über Nachbarländer und verschiedene Einnahmequellen wie den Export von Alltagsgütern, Cyberkriminalität und Schmuggel nutzt, um seine WMD-Programme zu finanzieren. Trotz jahrzehntelanger Sanktionen und einer nahezu unveränderten UN-Sanktionsliste für DVRK-Einrichtungen hat das Fehlen dedizierter Überwachungsgremien wie des UN-1718-Panels erhebliche Lücken in der globalen Aufsicht geschaffen. Auch Iran und Russland wurden als wichtige Akteure diskutiert, wobei Iran Stellvertreter und illegale Netzwerke zur Umgehung von Sanktionen nutzt, während Russlands strategische Partnerschaften mit der DVRK die Bedenken hinsichtlich der Risiken der Proliferationsfinanzierung verstärkt haben.

Das Webinar behandelte auch Schwachstellen auf nationaler und sektoraler Ebene, die die Sanktionsumgehung erleichtern. Wirtschaftlich offene Länder mit großen Häfen und Finanzzentren sind besonders exponiert, ebenso wie solche mit historischen Verbindungen zu sanktionierten Staaten. Regulatorische Schwächen sind weit verbreitet; vielen Jurisdiktionen fehlen robuste rechtliche Rahmenbedingungen oder Durchsetzungsmöglichkeiten, um PF-bezogene Aktivitäten effektiv zu erkennen oder dagegen vorzugehen. Spezifische Sektoren wie Banken, Handelsfinanzierung, Anbieter virtueller Vermögenswerte (VASPs) und alternative Zahlungssysteme sind aufgrund begrenzter Transparenz, fragmentierter Transaktionsdaten und der Nutzung aufstrebender Technologien wie dezentraler Finanzierung und Kryptowährungs-Mixing-Services besonders anfällig. Auch nicht-finanzielle Sektoren wie Edelmetallhändler, maritime Industrien und Treuhanddienstleister stellen aufgrund ihrer Rolle bei der Erleichterung komplexer Transaktionen mit Dual-Use-Gütern Risiken dar.

Der Bericht klassifizierte vier Haupttypologien der Sanktionsumgehung:

  • Nutzung von Intermediären (einschließlich Briefkastenfirmen und Banking in Drittländern),
  • Verschleierung der wirtschaftlichen Berechtigung durch komplexe Unternehmensstrukturen,
  • Ausnutzung virtueller Vermögenswerte und neuer Technologien sowie
  • Missbräuche im Seetransport wie gefälschte Dokumentation und Schiff-zu-Schiff-Transfers.

Fallstudien aus Australien, den Niederlanden, Südkorea und Singapur zeigten, wie diese Methoden kombiniert werden, um Herkunft und Bestimmung illegaler Gelder oder Waren zu verschleiern und die Aufdeckung zu erschweren. Die Integration mehrerer Techniken ermöglicht es Proliferatoren, komplexe internationale Systeme zu schaffen, die sich der Strafverfolgung entziehen.

Herausforderungen bei der Erkennung, Untersuchung und Durchsetzung wurden als bedeutende Hindernisse für die effektive Bekämpfung der Proliferationsfinanzierung hervorgehoben. Sanktionsscreening ist zwar wichtig, aber oft unzureichend aufgrund des begrenzten Informationsaustauschs und der mangelnden Koordination zwischen öffentlichem und privatem Sektor. Die Bedeutung umfassender Risikobewertungen, verbesserter Überwachungssysteme und Echtzeit-Informationsaustausch wurde betont, um die Identifizierung verdächtiger Aktivitäten zu verbessern. Darüber hinaus stehen Ermittlungen vor Schwierigkeiten im Zusammenhang mit nationaler Sicherheit und behördenübergreifender Zusammenarbeit, die einen sensiblen Umgang mit Geheimdienstinformationen und rechtlichen Prozessen erfordern. Strafverfolgungen werden durch die Neuartigkeit und Komplexität der Beweise erschwert, insbesondere in Fällen von Cyberkriminalität und digitalen Vermögenswerten.

Internationale Zusammenarbeit erwies sich als kritischer Erfolgsfaktor. Verbesserte öffentlich-private Partnerschaften, unterstützt durch internationale Organisationen wie FATF und regionale Gruppen, können einen besseren Informationsaustausch, technische Unterstützung und Kapazitätsaufbau fördern. Maßgeschneiderte Leitlinien für verschiedene Jurisdiktionen und Sektoren sind notwendig, um lokale Schwachstellen anzugehen und gleichzeitig globale Standards zu erfüllen. Die Rolle aufstrebender Technologien wie künstliche Intelligenz wurde kurz als Bereich für zukünftige Überwachung erwähnt, aufgrund ihres potenziellen Missbrauchs zur Verbesserung von Verschleierungstaktiken.

Insgesamt unterstrich das Webinar die Dringlichkeit eines kollektiven Bemühens zur Stärkung rechtlicher Rahmenbedingungen, regulatorischer Durchsetzung und sektorübergreifender Zusammenarbeit gegen Proliferationsfinanzierung und Sanktionsumgehung.

Die Informationen in diesem Artikel sind allgemeiner Natur und dienen ausschließlich zu Informationszwecken. Wenn Sie Rechtsberatung für Ihre individuelle Situation benötigen, sollten Sie sich an einen qualifizierten Anwalt wenden.
Weitere Informationen
  • FATF-Bericht ¦ Komplexe Proliferationsfinanzierung und Sanktionsumgehungssysteme ¦ Link
  • FATF-Webinar ¦ Komplexe Proliferationsfinanzierung und Sanktionsumgehungssysteme ¦ Link (YouTube)
  • FATF-Webinar ¦ Komplexe Proliferationsfinanzierung und Sanktionsumgehungssysteme (Französische Übersetzung) ¦ Link (YouTube)
  • FATF-Bericht (2008) ¦ Proliferationsfinanzierung Typologien ¦ Link